Paris, 05.08.2024 - Es war eine kleine Triathlon-Sensation, die sich am Montag Morgen in Paris ereignete: die deutsche Triathlon-Staffel in der Besetzung Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemannt gewinnt die Goldmedaille im Mixed Relay Wettbewerb vor den Staffeln der USA und Großbritanniens. Es ist die erste olympische Medaille im Triathlon seit 16 Jahren.
Zwar ist das deutsche Team als amtierender Staffel-Weltmeister nach Paris angereist, doch aufgrund der Ergebnisse in den Einzelrennen gehörte die Mannschaft eigentlich nicht zum engsten Favoritenkreis. Hier wurden insbesonderesFankreich und Großbritannien als die heißesten Titelanwärter gehandelt. Doch an diesem Montag wuchsen alle deutschen Triathleten über sich hinaus. Am Ende war es Laura Lindemann, die sich in einem atemberaubenden Finale gegen Taylor Knibb und Beth Potter auf dem blauen Teppich durchsetzte. Hier ist das Rennen in der Zusammenfassung.
Im Mixed-Staffel-Wettbewerb müssen vier Athletinnen und Athleten einer Mannschaft nacheinander einen Supersprint Triathlon (300m Schwimmen - 7 km Radfahren - 1,8 km Laufen) in der Reihenfolge Mann-Frau-Mann-Frau absolvieren.
Runde 1 - Tim Hellwig
Beim Schwimmen war es zunächst der Spanier Alberto Gonzalez Garcia, der den besten Start hatte und sein Team mit einem kleinen Vorsprung in Führung brachte. Der Rückstand von acht Sekunden wurde auf dem Rad aber schnell von Leuten wie Alex Yee und Tim Hellwig wieder aufgeholt, während Hayden Wilde und Max Studer nach schlechten Schwimmleistungen hart angreifen mussten, um wieder ins Rennen zu kommen.
Schreckmoment für Frankreich beim Radfahren: als die zurückliegenden Athleten den Anschluss an die Gruppe fanden, kam es zwischen Pierre Le Corre (FRA) und Hayden Wilde (NZL) zu einem Zusammenstoß in einer Kurve, beide stürzten. Ein entscheidender Moment für den weiteren Rennverlauf. Beide blieben zwar unverletzt, aber der Franzose konnte aber aufgrund von Kettenproblemen zunächst nicht weiterfahren, verlor wertvolle Zeit. Weiteres Pech für Hayden Wilde: bei der Vorbereitung zum zweiten Wechsel schlug Wilde sein Gesicht am Lenker auf und lief die abschließende Laufstrecke mit blutüberströmten Gesicht.
In der Spitzengruppe blieb alles eng zusammen, es wurde hart um die Positionen gekämpft. Kurz vor Ende des Laufabschnitts konnten sich der Olympiasieger Alex Yee (GBR) und Tim Hellwig einige Meter vom Rest des Feldes absetzten. Die engsten Verfolger: Schweiz, Italien, Niederlande und Norwegen, gefolgt von Australien und Portugal.
Runde 2 - Lisa Terstsch
Als Yee seine Teamkollegin Georgia Taylor-Brown ins Rennen schickte, hatte sie wertvolle vier Sekunden Vorsprung vor Lisa Tertsch und der Niederländerin, die weiteren Verfolgern mit 15 Sekunden Rückstand. Neuseeland lag jetzt 30 Sekunden hinter der Spitze und die Französin Emma Lombardi hatte bereits über 40 Sekunden Rückstand.
Die Britin arbeitete baute beim Schwimmen ihren Vorsprung aus und wechselte allein in Führung liegend aufs Fahrrad. Hier machte sich Lisa Tertsch gemeinsam mit der Italienerin Alice Betto gemeinsam auf die Verfolgung - es waren ca. 15 Sekunden Rückstand aufzuholen. Hinter den beiden klaffte eine ebenso große Lücke zu den weiteren Verfolgerinnen.
Beim Laufen schien es zunächst, als könnte die Britin den Vorsprung weiter verteidigen, doch durch ein extrem starkes Finish von Lisa Tertsch konnte die Deutsche den Rückstand nicht nur verkürzen, sondern sie setzte sich kurz vor dem Wechsel auf den dritten Läufer sogar noch in Führung und übergab als Erste auf Lasse Lührs. Nur 20 Sekunden trennten die Top-11-Athleten, Spivey und Rosa Maria Tapia Vidal, die für die USA und Mexiko gut in Position brachten.
Runde 3 - Lasse Lührs
Beim Schwimmen konnte sich der Brite Samuel Dickinson an Lasse Lührs wieder vorbeischieben, die beiden verließen das Wasser aber nahezu gleichzeitig. Der Schweizer Sylvain Fridelance kam mit nur 6 Sekunden Rückstand als Dritter aus dem Wasser. Für die Franzosen ging Leo Bergere ins Rennen und konnte den Rückstand auf unter eine Minute reduzieren.
Auf dem Rad arbeiteten Dickinson und Lührs gut zusammen und erarbeiteten sich einen Vorsprung von 17 Sekunden auf die direkten Verfolger Portugal, Schweiz, USA und Italien.
Beim Laufen konnten die Verfolger zwar einige Sekunden gut machen, aber mit einer Lücke von 13 Sekunden schickten Großbritannien und Deutschland ihre letzten Athletinnen auf die letzte Runde.
Runde 4 - Laura Lindemann
Großbritannien schickte die Drittplatzierte des Einzelrennens Beth Potter ins Rennen, die beim Schwimmen einige Sekunden Vorsprung auf Laura Lindemann herausschwimmen konnte. Nach dem Wechsel gelang Lindemann auf dem Rad aber schnell wieder der Anschluss an die Britin. Allerdings war es nun die Amerikanierin Taylor Knibb, die beim Radfahren ihre große Stärk ausspielte. Mit einer unglaublichen Power löste sich sich von den restlichen Verfolgern und fuhr allein den Rückstand auf das Führungsduo zu. Zu dritt in der Wechslezone sollte nun der Laufkrimi für den Kampf um die Medaillenbeginnen.
Zu Beginn der Laufstrecke versuchte Beth Potter zunächst, ihre beiden Mitstreiterinnen abzuschütteln, doch beide hielten engen Kontakt zur Britin. Kurz danach war es Taylor Knibb, die sich in Führungsposition setzte. Laura Lindemann hielt sich taktisch klug in zweiter Position hinter der Amerikanerin. Um jedoch die letzte Rechtskurve auf die Zielgerade auf der Ideallinie laufen zu können, setzte Lindemann schon weit vor dem Zielstrich zu einem langgezogenen Schlussspurt an, übernahme die Führung und bog mit einem hauchdünnen Vorsprung auf die Zielgerade ein. Sie flog vorbei an den Tribühnen, die Zuschauer brüllten die drei Athletinnen Richtung Ziellinie. Laura sprintete, behauptete einen Vorsprung von nur knapp zwei Metern auf die Potter und Knibb, die auf gleicher Höhe alles aus sich heraus holten. Endlich die Ziellinie: Laura Lindemann überquert als Erste den Zielstrich und gewinnt Gold für das deutsche Team. Nur wenige Zehntel-Sekunden dahinter war es die Amerikanierin Taylor Knibb, die mit einem Ausfallschritt zu Silber hechtet - im Fotofinish sind es marginale 0,005-Sekunden-Vorsprung gegenüber Beth Potter. Großbritannien also auf dem dritten Platz. Cassandre Beaugrand brachte Frankreich als Vierter direkt zurück ins Rennen, Portugal wurde Fünfter.
„Es war unglaublich schwer, aber ich habe an meinen Sprint geglaubt und bin einfach All-In gegangen. Ich wollte gar nicht zurückblicken, weil ich wusste, dass es so knapp werden würde“, sagte Laura Lindemann.
„Jeder im Team, der gerade nicht am Rennen teilnimmt, wird am Spielfeldrand sehr nervös, wenn er seinen Teamkollegen beobachtet, und kann nichts anderes tun, als in einem so individuellen Sport im Team zu fahren,“ fügte Lasse Luhrs hinzu.
Foto: World Triathlon
Endergebnis Mixed Relay 4x (0,3-7-1,8)
1. Deutschland - 1:25:39h
Tim Hellwig - 20:06 min
Lisa Tertsch - 22:41 min
Lass Lührs - 20:41 min
Laura Lindemann - 22:28 min
2. USA - 1:25:40h (Fotofinish)
Seth Rider - 20:19 min
Taylor Spivey - 22:41 min
Morgan Pearson - 20:27 min
Taylor Knibb- 22:13 min
3. Großbritannien - 1:25:40h (Fotofinish)
Alex Yee - 20:03 min
Georgia Taylor-Brown - 22:45 min
Samuel Dickinson - 20:18 min
Beth Potter- 22:34 min
4. Frankreich - 1:26:44h
5. Portugal - 1:27:08h
6. Italien - 1:27:11h
7. Schweiz - 1:27:16h
8. Brasilien - 1:27:23h
9. Spanien - 1:27:30h
10. Niederlande - 1:27:37h
11. Norwegen - 1:27:40h
12. Australien - 1:28:50h
13. Mexiko - 1:29:20h
14. Neuseeland - 1:30:23h
15. Österreich - DNF